Saturday 22 November 2014

Chromecast Einsatz in der Schule - Testbericht


Chromecast ist ein kleiner Streaming Stick um €35, den ich schon seit einem Jahr sehr intensiv in meinem Wohnzimmer, hauptsächlich für Video und Foto-Streaming,  in Einsatz habe. Obwohl ich ihn schon länger auch gerne in der Schule verwenden möchte, hat sich bisher nie die Möglichkeit  ergeben, da sich die meisten unser Klassenzimmer zwar  mit PC und Beamer, aber ohne erforderlichen HDMI Eingang, ausgestattet sind.  
Überraschenderweise hat ein Kollege einen Chromecast zu Testzwecken für die Schule angekauft um einen Flat Screen Fernseher, der  nicht mehr gebraucht wird, upzugraden und wieder nützlich zu machen. Diese Gelegenheit habe ich genutzt um den Stick gründlich für den Einsatz in der Schule zu testen.

http://cnet3.cbsistatic.com/hub/i/r/2013/07/25/f6757c86-84ca-11e3-beb9-14feb5ca9861/resize/620x/7ca48b95ff3e74cef91a8100adbbcf7e/Google_Chromecast_35823617_02_1.jpg

Setup: Angeschlossen wird der Chromecast Dongle an einem HDMI Eingang und einem USB Anschluss (befindet sich zumeist daneben, wenn nicht kann das Gerät auch an eine Steckdose  angesteckt werden).  Nach dem Start meldet sich das Gerät mit einem „pairing-code“. Diesen braucht man um das Setup mit einem Tablet (Download von Chromecast App in Android und iOS, oder über am Gerät gezeigter URL) oder Laptop/PC (Download von Google Cast Extension für den Chrome Browser) durchzuführen. Mit der App werden dann die Zugangsdaten für das W-LAN eingegeben, und damit ist das Setup eigentlich schon in einigen wenigen Minuten abgeschlossen.

http://vtechsquad1.files.wordpress.com/2013/11/chromecast-setup.jpg
Betrieb:  Beim ersten Start macht der Dongle ein Update und startet darauf hin neu. Darauf startet das Gerät immer in wenigen (ca. 6-7) Sekunden  und ist sofort betriebsbereit. Mit diversen Geräten können dabei verschieden Inhalte abgespielt werden.  Etwas verwirrend ist, dass man mit unterschiedlichen Geräten unterschiedliche Möglichkeiten hat. Diese sollen im Folgenden übersichtlich dargestellt werden:
Variante 1: Android Gerät (Tablet oder Telefon) mit Version 4.4+ mit Mirroring
Dies ist die optimale Konfiguration mit Chromecast, da hier auch Mirroring  (Spiegelung des Tablets angeboten wird und man somit alle möglichen Inhalte rasch mit einem Klick auf den Google Cast Button (sieht unten) auf das TV Gerät/Beamer „zaubern“ kann. Dazu gehören:

  • Videos
  • Audio
  • Fotos
  • Präsentation
  • Interaktive Quizzes
  • Video Konferenz/Skype am Tablet/Smartphone 
  • Live-Annotationen von PDF Dateien
  • Live Demo zur Benutzung von Apps
  • Live-View der Kamera, usw.

Mirroring ist oft nicht die beste Option bei Chromecast, da das Tablet/Smartphone ständig in Betrieb ist (Akku, Wärmeentwicklung) und man die doppelte Datenmenge im WLAN streamt. Es empfiehlt sich daher nach Möglichkeit eine App mit Chromecast Unterstützung zu verwenden. Dann wird das Tablet lediglich als „Fernsteuerung“  benutzt und man kann es auch abschalten. Ein gutes Beispiel hier ist YouTube. Man verwendet das Tablet lediglich zum Suchen und Starten eines Videos und kann dann das Tablet wieder in den Standby Betrieb setzten.
Variante 2: Android und iOS Geräte ohne Mirroring  mit Apps
Bei der Mehrzahl der derzeit erhältlichen Smartphones und Tablets wird dies die häufigste Variante sein. Bei dieser Variante sind die Möglichkeiten verschiedene Inhalte wiederzugeben schon begrenzter und hängen davon ab welche Apps Chromecast unterstützen.  Es gibt im Google Playstore eine eigene große Anzahl von solchen Apps, aber nicht alle sind brauchbar und das Testen kann dabei schon einige Zeit und Frust kosten. Die Apps im Playstore sind nach Kategorien wie Video, Foto, Audio, Spiele, etc. geordnet. D.h. man findet zwar relativ schnell Apps, aber man weiß nicht unbedingt sofort, ob die App auch für den eigenen Zweck brauchbar sind. Eine der besten und vielseitigsten Apps, die ich getestet habe ist „LocalCast“. Damit lassen sich alle lokalen Medien (Audio, Foto, Video) des Tablets/Smartphones abspielen und mit (gratis) Erweiterungen auch Medien aus Google Drive und lokale PDF Dateien (damit kann man z.B. Präsentationen zeigen, wenn sie in diesem Format gespeichert sind). Die App gibt es in einer gratis Variante mit Werbung, die eigentlich für den Einsatz in der Schule ausreicht. Wem die Werbung stört, der kann diese auch für einen Spendenbetrag (ab €2) entfernen.
Screenshot von LocalCast (gratis Version) mit als lokale PDF gespeicherter Google Slides Präsentation
Variante 3: Chrome Browser Mirroring mit Chrome Google Cast Extension (für Windows Laptop &Tablets)
Bei dieser Variante spiegelt man einen Tab des Chrome Browsers. Lokale Medien (Audio, Video, Fotos) können gezeigt werden, indem man sie einfach in das Browser Fenster zieht. Bequemer ist natürlich das Herzeigen über das Web oder die Cloud. Diese Variante eignet sich als Notlösung für Windows Tablets, da auf diesen weniger Apps (mit Chromecast Unterstützung) angeboten werden.  
Der Einsatz mit Laptop macht vor allem dann Sinn, wenn damit getippt wird (z.B. Google Docs als Ersatz für ein interaktives Smartboard, Mindmapping, etc.) .

https://lh6.googleusercontent.com/Z_hmt4w2DkLvbC6XNBgs4i3O_pRYSZvTlpKvWcE6CNdi_-D30EL3Ix8Mou5r8P-6qKBoj9LY6-M=s640-h400-e365
Google Cast Button im Chrome Browser
Testergebnis:
Technisch betrachtet (Benutzerfreundlichkeit, Verbindungsgeschwindigkeit, Reaktionszeit) sind die obigen Varianten auch in dieser Reihenfolge befriedigend.
Variante 1: Mit einem Android 4.4+ Gerät (verwendet wurden ein Nexus 9 Tablet und ein Nexus 4 Smartphone) bleiben kaum Wünsche offen und das System funktioniert reibungslos. Diese Kombination steht der Kombination iPad&Apple TV um nichts nach und kostet gerade einmal die Hälfte.
Mit Variante 2 (getestet mit Android Jelly Bean Tablet und iPad mini) kann man auch ganz gut leben wenn man sich die Mühe macht geeignete Apps zu suchen. Wichtig ist diese Variante vor allem in Hinsicht BYOD, da hier eigentlich fast alle Geräte der Schüler/innen unterstützt werden und diese z.B. ihre selbst erstellten Fotos, Videos und Podcasts vorzeigen können.
Variante 3 (getestet mit einem Acer Chromebook 13 und einem Windows Laptop): benötigt gelegentlich längere Verbindungszeiten, aber kann dafür als PC/Beamer Ersatz herangezogen werden.
Resümee:
Der Test hat gezeigt, dass man mit einen Chromecast Dongle aus einem TV wieder ein modernes und brauchbares Gerät (sozusagen „Smart TV“) für die Schule machen kann. Dies ist vor allem im Anbetracht der geringen Kosten sehr beachtenswert. Die Kombination Tablet/Chromecast/TV kann zum Teil die herkömmliche Variante mit PC/Beamer ersetzen und ist diesbezüglich als kostensparende Variante zu betrachten. Aber auch der Einsatz als zusätzliches Equipment würde viel Sinn machen, vor allem wenn schon ein HDMI-fähiger Beamer vorhanden ist.
Vorteile:
  • sehr schnell
  • sehr einfache Bedienung
  • sehr günstig
  • alle gängigen Betriebssysteme werden unterstützt (Android, iOS, Windows)
  • auch Geräte der Schüler können verwendet werden!
  • Lehrer muss sich nicht hinter PC „verstecken“
Nachteile:  
  • Unter Umständen sind nicht alle Funktionen, die man sich wünscht vorhanden (vor allem wenn man nicht über ein Gerät in Variante 1 verfügt)
  • Umgewöhnung bzw. Umdenken ist erforderlich (unter Umständen auch nicht immer gleich klar, was man mit dem Gerät machen kann und es besteht daher die Gefahr einer potentiellen „Nicht-Benutzung“).
Andreas Hofer, 22. November 2014

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